Kosmo 24
von Corinna Rohloff
Mit dem Band „Lost Words/Lost Worlds“ wollen die drei Herausgeberinnen ihrem „internationalen literarischen Vermittlungsprojekt“ eine materielle Erinnerungshilfe beifügen. Die „europäische Sprachreise“, an der 14 Autoren aus 14 Ländern teilnehmen, möchte Europa erneut als intellektuelles Gut präsent machen – also ein Gegengewicht zum immer stärker sich in den Vordergrund drängenden wirtschaftlichen und finanzpolitischen „Kriseneuropa“ bilden. Die gewünscht sehr unterschiedlich gehaltenen Texte von Joanna Bator, Mircea Cartarescu, Aris Fioretos, Barbara Honigmann, Alexis Jenni, Katja Lange-Müller, Antonio Muñoz Molina, Goran Petrovic, Martin Pollack, Adania Shibli, Gonçalo M. Tavares, Yoko Tawada, Nino Vetri und Serhij Zhadan holen vergessene Worte zurück und sinnieren über zukünftige Verluste in ihren jeweiligen Sprachen, die von ihren sie seit vielen Jahren begleitenden Übersetzern kongenial ins Deutsche übertragen wurden.
Katja Lange-Müllers Aufsatz „Verschiedene Wörter“ beschäftigt sich passend zu unserem Thema „Weltenbummler“ mit der Degradierung des müßiggehenden „Bummlers“ des 19. Jahrhunderts zu einem systemgefährdenden „Bummelanten“ im ehemaligen DDR-Deutsch. Der in Angola geborene Portugiese Gonçalo M. Tavares bietet für den Niedergang Europas den Vergleich zwischen dem Fall eines Boxers und eines Judokas an. Beide Sportler gehen nieder, „doch der Judokämpfer verletzt sich weniger dabei. Europa sollte also noch heute mit dem Judo-Training beginnen“.
Corinna Rohloff